Ein Jahr lang haben wir in zweimonatlichen Treffen gemeinsam an der konzeptionellen Verbindung der Alphabetisierung in Deutsch als Erst- und Zweitsprache gearbeitet. Dabei haben wir zentrale Herausforderungen identifiziert, didaktische Ansätze erprobt und Konzepte weiterentwickelt, um den Bedürfnissen sprachlich heterogener Lerngruppen besser gerecht zu werden. Der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, länderübergreifende Perspektiven sowie die Reflexion bestehender Modelle spielten dabei eine entscheidende Rolle.
Auf dieser Grundlage wurden folgende Schlussfolgerungen gezogen, die länderübergreifend als Orientierung für die Weiterentwicklung der Alphabetisierungspraxis dienen können:
Gemeinsame Alphabetisierung als pädagogische und bildungspolitische Notwendigkeit
Grundbildungsangebote sollten explizit für Menschen mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache gemeinsam konzipiert werden, da dies der heterogenen Zusammensetzung der Lernenden in der Praxis entspricht. Dabei sollte deutlich sein, dass sich diese Notwendigkeit vor allem auch durch Angebot und Nachfrage ergibt: Während DaZ-Lernende in den Deutschkursen mit Alphabetisierung oftmals keine ausreichenden Schriftsprachkompetenzen erwerben können, werden bestehende Angebote von Lernenden mit Deutsch als Erstsprache oft nicht umfassend genutzt. Ein gemeinsamer Ansatz kann beiden Gruppen Lernmöglichkeiten bieten und zugleich die Effizienz bestehender Angebote erhöhen.
Hierfür bedarf es sowohl didaktischer als auch struktureller Anpassungen:
Didaktische Anpassungen für sprachlich heterogene Gruppen
Die grundlegenden Methoden der Alphabetisierung für Deutsch als Erst- und überwiegender Sprache und Deutsch als Zweitsprache sind ähnlich. Allerdings bringen Teilnehmer:innen mit verschiedenen sprachlichen Hintergründen unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernziele mit. Angebote, in denen beide Zielgruppen zusammen lernen, müssen daher gezielt an diese sprachliche Heterogenität angepasst werden. Das didaktische Modell für die Alphabetisierung (Vier-Säulen-Modell) von Löffler (2008) lässt sich für diese Anforderungen erweitern und einsetzen.
Institutionelle und bildungspolitische Unterstützung erforderlich
Die erfolgreiche Umsetzung gemeinsamer Alphabetisierungskonzepte erfordert strukturelle Anpassungen, spezifische Aus- und Weiterbildung für Lehrkräfte sowie einen kontinuierlichen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis.
Ausblick
Die Ergebnisse werden derzeit für eine Veröffentlichung aufbereitet. Sie fließen außerdem in die Konzeption der Qualifizierungsreihe Peer-to-Peer – Kollaboratives Arbeiten mit dem Didaktischen Modell für die Alphabetisierung und Grundbildung ein. Der nächste Durchgang ist für das erste Halbjahr 2026 geplant, die neuen Termine werden im Mai auf unserer Website veröffentlicht.