Raum für (macht-)kritische Perspektiven in der Grundbildung

  • Beitrags-Kategorie:Allgemein

Was bedeutet (macht-)kritische Bildung? Und was hat das mit Grundbildung zu tun? In unserer Gesellschaft sind bestimmte Gruppen, beispielsweise gering Literalisierte, strukturell benachteiligt. Macht ist in der Gesellschaft ungleich verteilt und somit auch die Chance zur gesellschaftlichen Teilhabe. (Macht-)kritische Bildung setzt sich insbesondere mit dem relationalen Verhältnis von Machtbeziehungen auseinander, die ein Bewusstsein und eine Sensibilisierung für die Unterschiede in den individuellen und strukturell-gesellschaftlichen Voraussetzungen schaffen soll. Gemeinsam mit Evelyn Linde und Katrin Konrad vom F3_Kollektiv konnten sich die Teilnehmenden des letzten Fachgesprächs am 27.10.2022 genauer zu dem Thema austauschen. 

Das 2019 gegründete F3_Kollektiv hat es sich zur Aufgabe gemacht, politische Bildungsarbeit durch und mit digitalen Medien zu adressieren. Innerhalb ihres Projekts #digital_global entwickeln sie dabei Bildungsmaterialien in Einfacher Sprache zum globalen Prozess der Digitalisierung für gering literalisierte Erwachsene (Alpha-Level 2). Für das Fachgespräch stellten sie dabei ihr selbsterstelltes Video zum Thema „Mit Social Media für Geschlechtergerechtigkeit“ vor und zur Diskussion. In dem Video wurde unter anderen die Bedeutsamkeit von Hashtags für die Gestaltung digitaler Bewegungen oder Gemeinschaften, hier #NiUnaMenos, thematisiert. Besprochen wurde unter anderem die Passung von brisanten und gesellschaftskritischen Themen für den Alphabetisierungs- und Grundbildungsunterricht. Dabei wurde deutlich, wie herausfordernd sich das Adressieren dieser Inhalte gestaltet:

  • Wie gehe ich damit um, dass ich selbst als Mitglied einer Organisation oder einem geförderten Projekt in gesellschaftliche Machtstrukturen eingebunden bin?  
  • Welche Schulungen benötigen Kursleitende?
  • Wie sensibel (implizit/ explizit) sollten Themen, die Traumata berühren könnten (wie beispielsweise Femizide), angesprochen werden? / Wie mit der Herausforderung des „Antriggerns“ umgehen? 
  • Einige Kursteilnehmende habe bereits gesellschaftliche Kränkung erfahren und möchten dies möglicherweise nicht teilen. Wie sollte man damit umgehen?
  • Was sind mögliche Methoden, um diese Fälle wieder „aufzufangen“? 

Politische oder auch (macht-)kritische Bildung erhält aufgrund ihrer gesellschaftlichen Bedeutsamkeit und ihrem Beitrag zur Demokratiestärkung zunehmend Aufmerksamkeit. Gleichzeitig steht die politische Grundbildung als Querschnittsthema noch am Anfang ihrer konzeptionellen Entwicklung. Wir danken Evelyn Linde und Katrin Konrad vom F3_Kollektiv, dass Sie diesen Prozess in unserem Fachgespräch ein Stück weiter vorangebracht haben.