Im dritten WiBeG-Fachgespräche diskutierten 19 Lehrkräfte und Fortbildner*innen aus der Alphabetisierung und Grundbildung mit Prof. Dr. Günther Thomé zu sprachwissenschaftlichen Grundlagen für die Vermittlung der Graphem-Phonem-Korrespondenz.
Warum der Igel kein gutes Beispiel für den Anlaut /i:/ ist und wir im Deutschen nicht 5, 8 oder 14, sondern 19 Vokale haben, veranschaulichte Prof. Thomé auf Grundlage seiner Forschung zu den Phonem-Graphem-Verhältnissen und der Einteilung in häufige und seltene Schreibweisen, bzw. in Basis- und Orthographeme.
Auf dem Prüfsstand standen sowohl die Arbeit mit Anlauttabellen als auch die Vermittlung von Rechtschreibkompetenzen anhand des Silbenansatzes, was unter den Teilnehmenden engagiert und kontrovers diskutiert wurde.
Übereinstimmung gab es dahingehend, dass auch im nachholenden Schriftspracherwerb Erwachsener zunächst mit den häufig vorkommenden Phonem-Graphem-Zuordnungen geabeitet werden sollte, bevor Ausnahmeschreibungen thematisiert werden.
Die Dikussion machte einmal mehr deutlich, wie wichtig explizites Rechtschreibwissen für Lehrkräfte in der Schriftsprachförderung ist, um eine sprachwissenschaftlich und didaktisch sinnvolle Progression gerade im Anfangsunterricht zu gewährleisten.
Wer sich weiterführend mit linguistischen Grundlagen für die Alphabetisierungspraxis auseinandersetzen möchte, findet hier interessante Selbstlernangebote und Texte.
Wir bedanken uns bei Herrn Prof. Thomé und allen Teilnehmer*innen für den lebendigen und kenntnisreichen Dialog und freuen uns auf die Forsetzung der Fachgespräche am 2.6.2022 mit Prof. Dr. Andreas Kittel von der PH Weingarten zum Thema „Geringe Numeralität – Mathematische Grundbildung für Erwachsene“.
[1] Siehe Thomé, Günther (2018): Mit Igel, Tiger und Co. lernt man mehr schlecht als rechtschreiben. In: Thomé, Günther (2018): Deutsche Orthographie: historisch, systematisch, didaktisch. Grundlagen der Wortschreibung. Institut für sprachliche Bildung Oldenburg.