Leichte und Einfache Sprache in der Alphabetisierung und Grundbildung 

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Um die Potenziale von Leichter und Einfacher Sprache für die Alphabetisierung und Grundbildung ging es im 4. WiBeG-Fachgespräch.  
Gemeinsam mit Jun.-Prof. Dr. Bettina Bock von der Universität Köln diskutierten 15 Teilnehmer*innen über den Einsatz von „leichter“, „einfacher“ oder auch „vereinfachter“ Sprache in ihren Praxiszusammenhängen, über verschiedene Regeln für die Gestaltung von Texten und darüber, ob sich die unterschiedlichen Labels eindeutig konkreten Zielgruppen (Menschen mit geistiger Behinderung, Erwachsene mit Lese-Schreibschwierigkeiten, DaZ-Lerner*innen, …) zuordnen lassen. 

Der Austausch über verschiedene Formate von Leichter und Einfacher Sprache (z. B. Inklusionsangebote von Informationsmedien, Bücher in einfacher Sprache, Wahlprogramme verschiedener Parteien, …) zeigte, dass diese in der Grundbildungspraxis häufig genutzt und als gewinnbringend betrachtet werden. 
 
Schnell wurde aber auch deutlich, dass eine klare Adressierung der verschiedenen Konzepte nicht einfach ist: Gerade im Unterrichtsgeschehen müssen Texte die sprachliche Verständlichkeit und das Vorwissen der Lerner*innen verknüpfen und auch den Kontext berücksichtigen, in dem Texte gelesen werden. 
So können (wissenschaftlich validierte und praxisbewährte) Sprach- und Textgestaltungsregeln zwar eine gute Orientierung geben, sie alleine machen aber noch keine Verständlichkeit aus. Hier stellen verschiedene Textsorten und -funktionen unterschiedliche Anforderungen. 
An dieser Stelle regte Bettina Bock zu einem Blick nach Schweden an, wo das Konzept „lättlast“ – „leicht lesbar“ eben diese unterschiedlichen Anforderungen einbezieht. 
 
Kontrovers wurde außerdem die Frage diskutiert, ob Leichte bzw. Einfache Sprache idealweise immer auch eine transitorische Funktion haben sollte, die ihre Adressat*innen zur Steigerung sprachlicher und fachlicher Kompetenzen anregt – oder ob sie als Ausdruck gesellschaftlicher Akzeptanz unterschiedlicher Schriftsprachkompetenzen in erster Linie dem Abbau von Barrieren im Sinne eines vereinfachten Umgangs mit schriftsprachlichen Alltagssituationen dient. 

Das 4. WiBeG-Fachgespräch zeigte einmal mehr das Potenzial eines Austauschs von Wissenschaft und Praxis: Neben vielen Denkanstößen für das jeweilige Arbeitsfeld gab es bereichernde Impulse zur Reflektion der eigenen Haltung zum Einsatz von Leichter und Einfacher Sprache sowie zu weiterem Diskussionsbedarf der verschiedenen Konzepte.  

Ein ganz herzlicher Dank an Jun.-Prof. Bettina Bock und an alle Teilnehmer*innen für die Denkanstöße, Fragen, Überlegungen und die spannende Diskussion. 
Nach einer Sommerpause setzen wir die WiBeG-Fachgespräche am 25.8.2022 mit Dipl. Päd. Rosemarie Klein und Dipl. Päd. Gerhard Reutter vom Büro für Berufliche Bildungsplanung Dortmund zum Thema „Lernberatung in der Grundbildung Erwachsener – Beratungsverständnis, Konzepte, Potenziale“ fort.