Zurück aus der Sommerpause mit dem 5. WiBeG-Fachgespräch:
 „Lernberatung in der Grundbildung Erwachsener – Beratungsverständnis, Konzepte, Potenziale“  

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Am 25.8. waren Rosemarie Klein und Gerhard Reutter vom Büro für Berufliche Bildungsplanung Dortmund zu Gast, die mit acht Teilnehmer:innen zu Entwicklungen, Prinzipien und Voraussetzungen von Lernberatung in der Grundbildung diskutierten. 
Wir haben die die spannende Diskussion unter folgenden Überschriften zusammengefasst: 

Kompetenzorientierung versus Defizitorientierung – oder der Blick aufs Ganze? 
Klein und Reutter betonten die positive Entwicklung hin zu einer Kompetenzorientierung von Lernberatung. Nichtsdestotrotz setzt Lernberatung gerade auch da an, wo etwas fehlt.  
Hierzu berichtete eine Teilnehmerin, wie sich im Beratungsprozess der Blickwinkel von Lernenden von einem „Ich komme nicht weiter – was fehlt mir“ zu einem „Was kann ich tun, um weiterzukommen?“ erweitern lässt.  

Lernberatung muss Chefsache sein 
Unter dieser Überschrift steht die Forderung, dass Lernberatung keine unbezahlte Nebentätigkeit sein darf, sondern ein professionelles Setting braucht und somit institutionell gewollt und verankert sein muss. Hierzu konnten Teilnehmer*innen aus der Praxis berichten, wie Lernberatung inzwischen zunehmend in Grundbildungsangeboten und -projekten eingeplant und umgesetzt wird.  

Gute Lehre ist die Balance zwischen Beraten und Vermitteln  
Wo hört „Unterrichten“ auf und wo fängt „Beratung“ an? Auch wenn Lehre heute in der Regel weit mehr als Instruktion und Vermittlung umfasst und – besonders in der Erwachsenen- und Grundbildung – im Sinne von „Ermöglichen“ aufgefasst wird, so sind Vermitteln und Beraten doch zwei verschiedene Aspekte im Lehr-Lern-Prozess.  
Räumliche und/oder personelle Trennung von Beratung und Unterricht kann hier im Bedarfsfall Rollenklarheit und Struktur unterstützen.  

Methoden der Lernberatung 
Welche Methoden und Übungen gibt es für Lernberatung in der Grundbildung? 
Dazu sammelten die Teilnehmenden ein Repertoire von einfachen Fragen, mit denen man Lernprozesse bewusst machen kann (z. B. „Was kann ich jetzt besser als vorher?“), über Visualisierungen und ritualisierte Unterrichtssequenzen bis hin zur Führung eines Lerntagebuchs.  
Diskutiert wurde außerdem, inwieweit man Methoden aus dem Coaching für Lernberatung adaptieren könnte – sicherlich zeigen sich auch hier Potenziale zur Weiterentwicklung von Lernberatung in der Grundbildung.  

„Ich nehme ein großes Paket an neuen Gedanken und Übungen mit“ – so das Fazit einer Teilnehmerin. Die WiBeG-Mitarbeiterinnen bedanken sich ganz herzlich bei Rosemarie Klein und Gerhard Reutter und bei allen Teilnehmer:innen für den ideenreichen Austausch und die vielen Denkanstöße! 
 
Und schon jetzt freuen wir uns auf die Fortsetzung der Fachgespräche am 29.9.2022 zum Thema „Wenn ‘nochmal durchlesen’ einfach nicht hilft – Texte kontrollieren als wichtige Fähigkeit im Schriftspracherwerb“ mit Dr. habil. Gertrud Kamper.  

Links und Literaturtipps 

  • Übungen zu Lernbiografie und Lernreflexion:  
    Rudolph Epping, Rosmarie Klein, Gerhard Reutter (2001). Langzeitarbeitslosigkeit und berufliche Weiterbildung, Bielefeld: wbv
  • Methoden aus dem Peer-Coaching 
    John Stepper (2020). Working Out Loud. München: Verlag Franz Vahlen